Postkoloniale Possen: London Peking Berlin
China thematisiert äußerst smart die Rückgabe geraubter Kunstschätze, aber Frau Baerbock schießt den Vogel ab.
Die Spanier glänzten damit, die Kunstschätze des ihnen vom Papst geschenkten Lateinamerikas einzuschmelzen, bei einer frühen Ausstellung in Antwerpen hatte Dürer noch die Gelegenheit, einige Artefakte zu sehen und er bewunderte die Goldschmiedekunst. Die Briten waren effizienter und raubten die Kunstschätze um die erste Wahl zu behalten, z.B. im British Museum in London (heute ein Touristenmagnet, der trotzdem um Spenden bettelt) und den Rest weiterzuverhehlen.
Vom 5.Mai bis zum 8.Oktober hat das British Museum in einer großen show den Niedergang Chinas im 19. Jahrhundert erklärt, mit dem - Überraschung - das Britische Empire fast gar nichts zu tun hatte, vom Plakat blickt uns eine alte Chinesin an.
Dazu ein wenig Geschichte. Seit römischer Zeit war der Endpunkt der globalen Silberströme China, das änderte sich erst durch die gewaltsamen Opiumimporte, nicht nur durch die EIC, auch durch amerikanischen Häuser wie Roosevelt (ja, die!), die aber durch den Einkauf im Osmanischen Reich etwas höhere Kosten hatten. Dort wurde das Opium zuerst kultiviert, wie der Al-Kohol als Medizin. Schon die Portugiesen hatten überlegt, es zur Handelsware zu machen. Bereits 1729 hat China den Opiumimport verboten, damals führte die Räuberbande EIC noch eigene Raubüberfälle in Indien durch, die als 'anglo indian wars' verkauft werden. 1770 bekam die EIC Probleme, wie alle Jahre wieder blieb der Regen aus, es gab eine Mißernte, die EIC reduzierte die zuvor erhöhten Abgaben nicht und in den folgenden Jahren gab es kein Saatgut, nicht mal gegen Geld, denn der Reis war längst verkauft und exportiert. 7 Mio Bengalen verhungerten und der Verlust an Steuer(zahler)n - Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert - brachte die EIC unter die Fittiche der Krone, der britischen. Als neue Einnahmequellen ließ man sich Steuern für die westindischen Kolonien einfallen - die Geschichte geht mit der Boston Tea Party weiter - und man versteigerte Opium Exportlizenzen, weil die EIC das Land der vernichteten Existenzen für Peanuts aufkaufte wurde sie zum Großgrundbesitzer und Opium wurde zur besten Cash Crop, zunächst auf dem indischen Markt und dann durch den Schmuggel nach China. Im 19. Jahrhundert führte das zu zwei so genannten Opiumkriegen und um die Jahrhundertwende zu einem Boxeraufstand genannten Opiumkrieg, bei dem es auch darum ging, die chinesische Konkurrenz auszuschalten, die Bauern hatten nämlich gemerkt, daß sie der Anbau von Opium besser vorm Verhungern bewahrt, als der Anbau von Reis: Die Zerrüttung einer Gesellschaft in ihrer Endphase.
The Economist:
" Published since September 1843 to take part in "a severe contest between intelligence, which presses forward, and an unworthy, timid ignorance obstructing our progress." "
Dieses Plädoyer für den Freihandel fällt also zwischen die beiden ersten Opiumkriege und auch die Irische Hungerkatastrophe nach demselben Drehbuch wie die in Bengalen fällt in diese Zeit. Es gab auch eine Kartoffelfäule, aber die Getreide Rekordernte war von intelligenten Engländern längst verkauft und exportiert, eine halbe Millionen Iren (katholische unworthy, timid ignorance) verhungerten und eine weitere halbe Millionen wurde als Sklaven nach Amerika verkauft (white slavery)
Selbstverständlich liebten die Briten Afrika, Indien, China, so wie heute Boris Johnson Russland liebt und waren nicht kleinlich, wenn es um Kunstraub ging. Diese Artefakte füllen heute die Museen der Kolonialmächte, auch deren Keller und der Ruf nach Rückgabe wird immer lauter, Das Argument der Museen dagegen lautet, daß die Schätze bei ihnen besser geschützt werden und mehr Menschen zugänglich gemacht werden.
Wohl als Reaktion auf die Ausstellung darf man den Film chinesischen Film 'Escape from the Britisch Museum' bezeichnen, eine Jade Teekanne flieht in Gestalt eines schönen Mädchens um ihren Weg zurück nach China zu machen, mit Hilfe eines schönen jungen Chinesen.
Aber die Fiktion wird von der Realität überholt, schon seit 2021 hat der dänische Kunsthändler Gradel das Britische Museum darauf hingewiesen, daß Teile seiner Sammlung auf dem Markt erscheinen, zuletzt konnte das Museum den Verlust nicht mehr leugnen. Das hat den Forderungen nach Rückgabe mächtig Auftrieb gegeben. Was die Realität betrifft, muß man ein wenig entwarnen, es ist zwar von 1500 - 2000 Teilen die Rede, aber aus den Kellern und von insgesamt 8 mio Artefakten und die Jade Teekanne war gar kein altes Stück und korrekt erworben. Und das offizielle China sagt zu dem Film, daß es die chinesischen Artefakte gerne in Würde zurückkehren sähe, man kann den Film nämlich auch so lesen, daß chinesische Hilfskräfte chinesische Artefakte aus dem Museum mitnehmen und besser nicht verkaufen, sondern nach China bringen sollen.
Aber man versteht, daß hier nicht ums Geschäft gefeilscht wird, sondern um die öffentliche Meinung gerungen wird!
Frau Baerbock hat Artefakte, welche Deutschland einst vom UK gekauft hat, an Nigeria zurückgegeben, klingt gut, aber man sollte wissen, wer oder was Nigeria ist. Die größte Katastrophe für das Land waren die Ölfunde (Bonni Light: Schwefelfrei), verschlimmert noch durch deren Verstaatlichung. Die Menschen in der Nigermündung, wo Öl und Gas tatsächlich gefördert werden und an einem LNG Terminal verschifft werden, haben nichts davon, außer daß ihre Lebensgrundlagen zerstört werden und ihre Führer in Kooperation mit Schell zum Tode verurteilt und staatlich ermordet werden. Den finanziellen Segen teilt sich eine korrupte Kaste in den Städten deren Spitze Bola Tinubu bildet, den wir auch schon als Ecowas Chef, Drogendealer und Geldwäscher kennen. Die Artefakte wurden im Endeffekt nicht an das nigerianische Volk oder den nigerianischen Staat zurückgegeben, sondern an das nigerianische Königshaus, also in Privatbesitz und es wäre nicht verwunderlich, wenn Teile davon nächstens bei Christies oder ebay auftauchen und mit den Rückgebern eine Provision längst vereinbart ist.
Aufgrund Frau Baerbock's gefühltem IQ muß man ihr nicht unterstellen, daß sie diese VölkerUNrechts- Szene tatsächlich kennt, aber diese Londoner Szene kennt ganz sicher sie. Und mit Schell ist's auch zum niederländischem König, der sich jüngst für den Kolonialismus entschuldigte (den alten) nicht weit. Sollte Frau Bas am Ende Recht haben, wenn sie Demokratiefeinde im Bundestag wittert ?
further reading
Das Britische Museum stellt seine show vor und Sie können 5Pfund spenden
Wenn Sie chinesische Untertitel schätzen
'Escape from the british Museum', hier gibt's zwei trailer
https://www.facebook.com/ChineseEmbassyinUS
Zur Kolonialgeschichte empfohlen:
Wolfgang Reinhard 2006 Die Unterwerfung der Welt Globalgeschichte der Europäischen Expansion 1415 - 2015
Weitere Quellen zu der Ausstellung, dem Film und den verschwundenen Artefakten
09 06 British Museum: Chinese TikTok hit amplifies calls for return of artefacts
xhttps://www.bbc.co.uk/news/world-asia-china-66714549
08 16 British Museum worker sacked over missing treasures
https://www.bbc.co.uk/news/uk-england-66527422
08 18 Mehrere Artefakte aus dem Britischen Museum verschwunden – Mitarbeiter unter Verdacht
https://rtde.site/international/178163-mehrere-artefakte-aus-britischen-museum/
08 25 British Museum thefts deeply damaging for a world-renowned institution
https://www.bbc.co.uk/news/entertainment-arts-66622424
08 28 China state media calls on British Museum to return artefacts
https://www.bbc.co.uk/news/world-asia-china-66636705
10 08 British Museum von Angestellten beraubt und keiner merkt es? Etwas ist faul im Staate Großbritannien
https://freeassange.rtde.life/europa/182819-british-museum-von-angestellten-beraubt/
Baerbock's 'Rückgabe'
2022 12 21 Rückkehr nach 125 Jahren: Deutschland gibt Nigeria erste Benin-Bronzen zurück
https://rtde.site/kurzclips/video/157786-rueckkehr-nach-125-jahren-deutschland/
FAZ
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/benin-bronzen-werden-privatbesitz-des-oba-war-das-der-sinn-18872272.html
2023 05 08 Folgen für Rückgabepolitik? Nigerias Präsident schenkt Benin-Bronzen einem König
https://rtde.site/international/169493-folgen-fuer-rueckgabepolitik-nigerias-praesident/
Bola Tinubu vom Geldwäscher zum Staatsoberhaupt
09 08 Vom Chi-Town-Bagman zum ECOWAS-Vorsitzenden: Treffen Sie den ehemaligen Geldwäscher, der den Vorstoß zur Invasion des Niger anführt
https://linkezeitung.de/2023/09/08/from-chi-town-bagman-to-ecowas-chairman-meet-the-former-money-launderer-leading-the-push-to-invade-niger/
und Wikipedia
Nigeria
2021 06 29 Wie Shell in Nigeria seit 50 Jahren die Umwelt verschmutzt und mit allen Tricks Schadensersatz vermeidet
https://linkezeitung.de/2021/06/29/wie-shell-in-nigeria-seit-50-jahren-die-umwelt-verschmutzt-und-mit-allen-tricks-schadensersatz-vermeidet/
National Geografic 2007 02 S116 - 145
1990 gründete der Autor Ken SARO-WIWA Movement of the Survival of the Ogoni People. Schell stoppte prompt die Förderung im Ogoni Land. 1995 wurden von einem Sonbdergericht der Militärregierung 8 Führer zum Tode verurteilt (angeblich weil sie zur Ermordung von 4 Führern einer rivalisierenden Gruppe aufgehetzt hatten) und gehängt, mit Schell's Unterstützung.
K WERNER H WEISS Schwarzbuch Markenfirmen S117 - 132
und zur Entspannung vielleicht noch einen anderen chinesischen trailer?
'House of cuts'